Lern-KIWO 2024
Erfolgsgeschichte Lernkinderwoche – so macht Lernen Spaß!
Auf der Suche nach Heimat
Von Inge Himmelfreundpointner
Oft wird einem die Bedeutung von Heimat erst bewusst, wenn man sie verlassen muss. Heimat, das ist mehr als ein Land, das sind Menschen, die Sprache und auch Feste, die man miteinander feiert. Wer sein Land verlassen muss, warum auch immer, möchte genau das wieder finden. So wie in der diesjährigen Bibelgeschichte, die die LernKiwo begleitet hat.
Da mussten Naomi und ihre Familie wegen einer großen Hungersnot aus Bethlehem ins Nachbarland Moab fliehen, wo jeder der beiden Söhne eine Moabiterin heiratete. Nach dem unerwarteten Tod des Mannes und der Söhne wollte Naomi – nachdem die Hungersnot in Bethlehem vorüber war – wieder in ihre Heimat zurück. Ihre Schwiegertochter Ruth hat sie begleitet und ihr eigenes Land verlassen. So sehr hatte sie Naomi und deren Glauben liebgewonnen. Weil es zu jener Zeit keine Alters- oder Witwenversorgung gab, durften Witwen am Feld das Getreide aufsammeln, das die Erntearbeiter liegengelassen hatten. Das tat Ruth und fiel Boas, einem wohlhabenden Nachbarn auf, der sich in sie verliebte und heiraten wollte. Einfach war auch das nicht, weil Jakob, ein näherer Verwandter, das Vorrecht auf diese Heirat hatte. Dieser sah, dass die beiden sich liebten und gab Ruth für Boas frei. Mit der Heirat war nicht nur Ruths, sondern auch Naomis Existenz gesichert. Ruth hat auf Gott vertraut und eine neue Heimat gefunden, in der sie liebevoll aufgenommen wurde.
Aber die Lernkinderwoche war viel mehr, als eine Geschichte aus dem Alten Testament. LernKiwo steht für Lernen, Lesen, Bewegung, Spiel & Spaß, gutes Essen, Gemeinschaft und neue Freunde. Es ist das Gesamtpaket, das Kindern, Lehrern, Betreuern, Lesepatinnen und nicht zuletzt den Eltern so viel Freude macht. Hier ein paar Eindrücke:
Gloria Stummvoll-Engelke, Organisatorin und Mastermind
Die LernKiwo ist ein Gemeinschaftsprojekt der WEMScht-Gemeinden und hat sich nach vielen Gesprächen mit Pfarrer Andreas Hochmeir, Jugendreferent René Weitmann, einem Team aus interessierten Ehrenamtlichen und mir als diakonisches Projekt entwickelt. Die Vorbereitungen beginnen bereits im Jänner mit der Mitarbeitersuche – wir sind äußerst DANKBAR für jeden und jede, die sich gerne eine ganze Woche als Lehrer:in oder Lesepat:in an den Vormittagen zur Verfügung stellt, weil das die Administration erheblich erleichtert!! Nach den Unterrichts- und Leseeinheiten wird gemeinsam zu Mittag gegessen und die Nachmittage sind ganz den Bibelgeschichten, Workshops sowie Spiel & Spaß gewidmet.
Heuer, im vierten Jahr, lief vieles schon einfacher und wir lernen jedes Jahr dazu, hören den Mitarbeitenden genau zu und besprechen gemeinsam, wie das Projekt weiterentwickelt werden kann.
In einer Zeit, in der viel Schreckliches auf der Welt passiert, dürfen wir hier in Wallern viel Gutes erleben. Dafür, für die gebotene Vielfalt und für die vielen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die dafür sorgen, dass die Kinder bei uns ganztägig bestens betreut und kulinarisch verwöhnt werden, bedanke ich mich sehr herzlich!
Jeremia, 1. VS Pichl – mag das Mittagessen und die Spiele am liebsten. Besonders „Hang Man“ – den Erwachsenen vielleicht bekannt als „Galgenmännchen“, ein Spiel zum Buchstabenraten – hat es ihm angetan.
Oliver, 2. VS Wallern – „Wir haben von Gitti, meiner Religionslehrerin, von der LernKiwo erfahren. Die letzten Jahre wollte ich nicht, weil wir entweder schon andere Pläne hatten oder ich daheim viel Spaß mit Kindern hatte. Heuer bin ich zum ersten Mal dabei und es taugt mir voll. Der Stoff vom letzten Schuljahr wurde so gut erklärt, dass ich mich jetzt viel besser auskenne. Ganz besonders mag ich das gemeinsame Lesen. Das ist so spannend, dass ich in jeder Einheit zwei Detektivgeschichten im Dialog mit meiner Lesepatin gelesen habe. Am Nachmittag hatte ich Werken – dabei habe ich Geschenke für meine Schwester und meine Eltern gebastelt – und es wurde viel gespielt. Cool waren die Wasserspiele. Ich möchte gerne wieder kommen – nächstes Jahr wahrscheinlich mit meiner kleinen Schwester!“
Emma & Emily, beide 4. VS St. Marienkirchen – „Lernen ohne Druck ist ganz anders an, als in der Schule. Der Stoff ist nicht zu leicht und nicht zu schwer und man bekommt jederzeit Hilfe.“ In den Detektivgeschichten haben die beiden über Cyberbikes mit Sprachsteuerung gelesen und wie man Pizza bäckt. Am Nachmittag nahm Emely am Lesetheater-Workshop teil und Emma bastelte Freundschaftsarmbänder.
Alexander, 4. VS Wallern – hat die Spiele am Nachmittag geliebt, besonders das, bei dem die Kinder Muggelsteine durch den Zoll schmuggeln mussten. Dazu braucht es Geschick.
Matthias, 4. VS Scharten – radiert sogar das Hakerl auf der Leseliste bei seinem Namen weg, um nochmals lesen zu dürfen. So sehr mag er die Leseeinheiten.
Herta, treue Lesepatin seit der ersten Stunde
„Warum ich das mache? Aus Liebe zu den Kindern und aus Lust zu helfen. Am meisten schätze ich die Gemeinschaft, die Gespräche mit den Kindern und anderen Mitarbeitenden sowie die Vielfalt, die ich hier erleben darf. Wo sonst hat man beim Mittagessen so viele Personen an einem Tisch?“
Die LernKiwo ist ein Projekt des WEMSchT-Erprobungsraumes „Familie im Fokus“, das durch den dreijährigen Zukunftsprozess der evangelischen Kirche in Österreich „Aus dem Evangelium leben (AEL)“ ermöglicht und finanziell unterstützt worden ist.
Ab nächstem Jahr muss die LernKiwo ohne Förderungen auskommen. Wir sind aber zuversichtlich, dass dieses tolle Projekt durch finanzielle Zuwendungen von Einzelpersonen und Firmen nachhaltig finanziert werden kann. [WEMSchT Zukunftsfonds IBAN: AT193468000007614712; „LernKiwo“] familieimfokus.at/spende
Wer also immer noch meint, Lernen wäre langweilig oder gar eine Plage, der sollte sich unbedingt nächstes Jahr in der vorletzten Ferienwoche vom Gegenteil überzeugen! Dies gilt auch für alle Mitarbeitenden: ehrenamtlich zu arbeiten ist nicht nur ein Geben, sondern auch ein Beschenkt-werden!
Fotos: Josua R.